Schreiben als Selbsthilfe

Schreiben hilft, sich selbst auf die Spur zu kommen

Du willst dich selbst besser verstehen, dir klar werden, wo du im Leben stehst und welchen Weg du gehen willst. Du suchst nach Sinn in deinem Leben und willst deine Zukunft aktiv und kreativ gestalten, so dass dein Leben ein gelungenes Leben wird. Versuch’s doch mal mit Schreiben, um dir auf die Spur zu kommen.

Schreiben heisst: Sich selber lesen.

Max Frisch, Schriftsteller

Schreiben ist ein mächtiges Werkzeug. Nicht allein für die Kommunikation mit anderen oder zur Kreation von Kunst und Poesie. Nein! – Auch um dich mit deinem innersten Wesen, deinen Ressourcen und deiner eigenen Weisheit zu verbinden. Schreiben ist also ein Weg, der zu uns selbst führt. Gerade das freie und intuitive, das meditative und reflexive Schreiben lässt uns selbst besser erkennen, oder wie es Max Frisch nannte: es lässt „uns selber lesen“.

Verschiedene Methoden des „Schreibdenkens“ machen verborgene Gefühle sichtbar, bringen Themen an die Oberfläche, die wir so über eine Zeit beobachten können. Wir können Spannendes weiter erforschen und Belastendes loslassen, indem wir darüber schreiben. So wird – regelmässiges – Schreiben zu einem effektiven Selbsthilfe-Tool, das unsere Lebenssituation und Lebensgestaltung verbessern kann. Wir kommen uns auf die Spur und bleiben auf der Spur. Schreibend!

Effektives und kostengünstiges Selbstcoaching

Alles was du brauchst, ist ein Blatt Papier und einen Stift. Und schon kann das Coaching beginnen. Hier das Beispiel einer Schreibanregung, wie sie in einem Beratungssetting vorkommen kann, die du aber ganz gut allein ausprobieren kannst:

Überlege dir ein Thema, das dich beschäftigt oder sogar belastet. Lass deinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf.

  1. Schreibe einfach drauflos und kümmere dich nicht um Rechtschreibung oder Stil. Schreibe maximal 15 Minuten oder so lange, bis dir nichts mehr einfällt.
  2. Schreibe noch einmal über das gleiche Thema, aber jetzt aus der Sicht einer dritten, unbeteiligten Person. Wie würde er oder sie die Situation beschreiben.
    Was ist anders bei diesem Text? – Wie unterscheiden sich die beiden Texte?
  3. Wenn du magst, kannst du jetzt noch aus der Sicht einer Person schreiben, die an der Situation beteiligt ist. Was sagt diese Person? – Sieht sie die Situation gleich wie du in Punkt 1 oder ganz anders? – Besonders interessant ist dieser Teil, wenn dein Urthema sich um einen Konflikt handelt zwischen dir und dieser Person.

Zum Schluss machst du dir ein paar Notizen als Reflexion. Wie ging es dir vor der Schreibübung? Wie danach? Hat sich etwas verändert in Bezug auf das Thema, auf dein Gefühl?

Im ersten Teil dieser Schreibanregung machst du einen „Schreibsprint“. Du schreibst intuitiv, möglichst unzensuriert über deine Gefühle, deinen Ärger, deine Trauer oder ähnlich.

Im zweiten Teil gehen Schreibende in der Regel auf Distanz, weil sie in der 3. Person schreiben. Im Coaching spricht man von einer „dissoziierten“ Haltung (im Gegensatz zu „assoziiert“): Das heisst, man nimmt eine Beobachterperspektive ein und ist vom eigenen Erleben mental, physisch und emotional eher getrennt.

Im dritten Teil erfolgt sogar ein Perspektivenwechsel: Hier versuchst du dich in eine andere Person hineinzuversetzen, dein „Problem“ aus deren Sicht zu betrachten. Das kann – vor allem in Konfliktsituation – deine Gefühle, deine Gedanken, deine Haltung der beteiligten Person gegenüber verändern.

Probiere es doch einfach mal aus. Ich bin ziemlich sicher,
dass du eine Veränderung in deinen Gefühlen feststellst. Und wenn du magst, schreibe hier über deine Erfahrung mit dieser Schreibanregung. Ich freue mich auf deinen Kommentar.


Titelbild von Iqbal Nuril Anwar auf Pixabay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.