Schreiben als Begleiter durch dein Leben

Hände schreiben
Ritualisiertes Schreibdenken für das tägliche Date mit dir selbst

Schreiben bereichert unser Leben. Im Alltag genauso wie in herausfordernden Zeiten der Veränderung oder in persönlichen Krisen. Denn das Schreiben verbindet uns mit unseren Gefühlen, bringt Verborgenes ans Licht, knüpft an Ressourcen an und führt uns im besten Fall zum Kern unseres Wesens.

Beim Freewriting, also dem freien, assoziativen Schreiben – auch Schreibdenken genannt – steuern wir die Themen nicht bewusst, sofern wir den Kopf und unsere inneren Kritiker*innen so gut wie möglich ausschalten. Erinnerungen, Hoffnungen und Wünsche, Ängste und Sorgen, … sie sind immer latent vorhanden, auch wenn wir sie nicht bewusst wahrnehmen. Durch den Prozess des freien Schreibens können sie sich zeigen. Sie fliessen durch unsere Hand wie von selbst aufs Papier. Und wenn verborgene Gefühle auf diese Weise sichtbar geworden sind, kannst du sie genauer betrachten, ihnen auf den Grund gehen oder – wenn nötig – bewusst loslassen. Versuch’s einfach mal. Du wirst staunen, wenn du später lesen wirst, was du alles geschrieben hast.

Ritualisiertes Freewriting oder: Das tägliche Date mit dir selbst.

Beim freien Schreiben trittst du in einen Dialog mit dir selbst. Alles, was du dafür brauchst, ist ein Blatt Papier, einen Stift und ein wenig Zeit. Ich empfehle dir, regelmässig zu schreiben, am besten täglich. Du kannst spontane Morgengedanken einfangen, wenn dein Hirn noch frisch und frei ist. Oder du schreibst am Abend, um Eindrücke des Tages zu verarbeiten. Ideal ist es, wenn du regelmässig zu einer bestimmten Zeit des Tages schreibst. So können diese kleinen Dates mit deiner Innenwelt zu einem festen Ritual werden. Nach ein paar Wochen werden diese kurzen Schreibeinheiten zu deinem Tagesablauf gehören wie das Zähneputzen.

Hier habe ich eine kurze Anleitung zum Freewriting oder Schreibdenken für dich. Dieses Methode nennt sich auch Gedankensprint.

  • Lege eine bestimmte Zeit fest, wie lange du schreiben willst. Schon 5 bis 10 Minuten reichen. Hauptsache, du schreibst täglich.
  • Ich empfehle dir, von Hand zu schreiben: Nimm den Stift und schreibe einfach drauflos – ohne abzusetzen.
  • Schalte deinen inneren Kritiker aus. Dieser Text ist nur für dich – niemand anders wird ihn lesen. Schreibe frei und zügig, wirklich alles, was dir in den Sinn kommt.
  • Hier geht es nicht um die Qualität des Textes. Korrigiere nicht, streiche nichts, lies nicht zurück. Schreibe voran mit Elan.
  • Wenn es mal stockt, kritzle aufs Blatt, zeichne, Kreise, Linien oder schreibe: Was noch, was gibt es noch …» Irgendwann fliesst der nächste Gedanke.
  • Wenn die Zeit um ist, beende den angefangenen Satz in Ruhe.
  • Lass das Geschriebene einen Moment ruhen und freue dich darüber. Wow: Du hast geschrieben! (Schreibdenken ist übrigens ein wirkungsvolles Mittel gegen Schreibstaus oder um dich warm zu schreiben für ein grösseres Schreibprojekt.)
  • Lies den Text durch. Markiere für dich wichtige oder überraschende Gedanken.
  • Schreibe in einem Satz die Essenz deines Text.

Am besten legst du dir ein Heft an für solche Schreibsprints und datierst sie. Dann liegen sie gesammelt vor dir. Denn es lohnt sich, später diese Texte und vor allem die Essenzen daraus zu lesen. Womöglich entdeckst du ein Thema, das dich immer wieder beschäftigt und das du dir genauer anschauen möchtest. Verschiedene weitere Schreibmethoden unterstützen dich dabei, vertieft dein Thema zu behandeln. Eine davon habe ich hier vorgestellt: Schreiben als Selbsthilfe.

Regelmässiges Schreibdenken bzw. Freewriting lässt uns den Alltag bewusster erleben und dient zur Reflexion alltäglicher und überraschender Erlebnisse. Wir sind dadurch „näher bei uns“, lernen Gewohnheiten, Ansichten, Gefühle usw. besser kennen und verstehen, und wir können sie, wenn nötig, verändern. Schreibend kannst du also die Gegenwart gestalten. Und ganz nebenbei stärkst du deine Schreibkompetenz.

Ich lade dich ein, während mindestens 21 Tagen täglich einen solchen Schreibsprint zu machen, möglichst immer zur gleichen Zeit. Wetten, dass dir diese Dates mit dir fehlen, wenn du damit aufhörst. Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen. Magst du sie hier teilen? Vielen Dank für deinen Kommentar.

Bild von Dean Moriarty auf Pixabay

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